„Im Mittelalter lagen die beiden Seiten des Bewusstseins – nach der Welt hin und nach dem Innern des Menschen selbst – wie unter einem gemeinsamen Schleier träumend oder hellwach. … In Italien zuerst verweht dieser Schleier in die Lüfte; es erwacht eine objektive Betrachtung und Behandlung des Staates und der sämtlichen Dinge dieser Welt überhaupt; daneben aber erhebt sich mit voller Macht das Subjektive; der Mensch wird geistiges Individuum und erkennt sich als solches.“
(Jakob Burckhardt)
The Manifestation of Volumes knüpft an diesen Zeitraum an und möchte einen Wahrnehmungsraum ermöglichen, in dem ein Bogen geschlagen wird zu einer bis in die Gegenwart hineinwirkenden Präfiguration unserer heutigen Welt.
„Die Erfindung der Zentralperspektive, des virtuellen „Kasten“-Raums und die damit einhergehende Herausbildung eines auch optisch verstandenen Humanismus, d. h. eines so genannten Welt- und Menschen„bildes“, haben einerseits zur Sichtbarmachung des Menschen selbst, seiner unverbrüchlichen Würde und Individualität geführt, aber andererseits auch die Grundlagen für eine Sichtbarkeitsordnung geschaffen, die heute zum allgegenwärtigen Mainstream emporgestiegen ist: Die physikalischen Grenzen der Sichtbarkeit und unsere Vorstellungen von Bild, Mensch und Raum werden mehr und mehr einer maschinellen, durch Algorithmen gesteuerten visuellen Kultur unterworfen, in der neue Realitäten geschaffen werden.“
Christian Kupke
In den Jahren 1304 – 1306 erschuf der italienische Maler Giotto di Bondone in der Capella Scrovegni (Padua/Italien) 38 Wandbilder mit Szenen aus dem Leben der Heiligen Joachim und Anna, ihrer Tochter Maria und aus dem Leben Jesu Christi. Mit diesem Werk (u.a.) gilt Giotto heute als Begründer der Renaissancemalerei und als Erfinder des virtuellen Raums.
Joachims Traum ist eines dieser Fresken. Günther hat die Bildfigur des Joachim aus dem Fresko freigestellt, ihr einen 3 dimensionalen Körper gegeben, diesen biometrisch erfasst und als ‚Andenken‘ digital verfielfaltigt. Ein ‚Andenken‘, das an eine Geschichte erinnert, die vor ca. 700 Jahren begann. …
JOACHIMS TRAUM
3D-Nachbau | Styrodur, Acryl, Höhe: ca. 24 cm
JOACHIMS TRAUM
2x Gips, 1x Styrodur, Acryl, Höhe: ca. 24 cm
JOACHIMS TRAUM – Andenken (shades)
Pigmentdrucke, versch.Größen
JOACHIMS TRAUM – Andenken
Multiple, 3D-Druck, Polymer Gips, Höhe ca.: 12 cm
JOACHIMS TRAUM – Andenken (colours)
Multiple, 3D-Druck, Polymer Gips, Höhe ca.: 12 cm

„Jeder Zeitzeuge weiß, dass er von Bildern umstellt ist. Bilder sind Handlungsanweisungen. Ihre Geschichte ist noch nicht zu Ende.“
Arthur Engelbert
DIE BOTSCHAFT – JOACHIMS TRAUM | Installation | Kammerversion
Komposition von Arvo Pärt „Spiegel im Spiegel“, Cello-Piano-Version (9 Min. and 33 Sek.) – Sebastian Klinger (Cello) und Jürgen Kruse (Piano).
Mit freundlicher Unterstützung von Brilliant Classics – The Netherlands.
Die Installation (300 cm x 250 cm x 300 cm): In einem kleinen, vollends schwarzen “Kasten-Raum” hockt die Figur des träumenden Joachims als dreidimensional nachgebaute Skulptur, die wiederum digital als 3D-Print weiterverarbeitet wurde, auf einem Sockel. In Analogie zum „Engel“ des Freskos ist seitlich, links unter der Decke ein Flachbildschirm (freihängend, schräg, mit Bildfläche zu Joachim gerichtet) angebracht. Auf dem Monitor ist ein Videogemälde zu sehen, auf dem Bilder aus verschiedenen Medien-Dokumentationen zum Thema “Überwachungs- und Trackingsyteme” (ohne Ton) soweit bearbeitet wurden, dass nur noch fragile Bildsegmente hinter einem sich langsam bewegendem Farb- und Lichtspiel wahrzunehmen sind. Zu hören sein wird in 2-Kanal Stereo die Komposition von Arvo Pärt „Spiegel im Spiegel“, in der Version Cello-Piano (9 Min. und 33 Sek.) von Sebastian Klinger (Cello) und Jürgen Kruse (Piano), veröffenticht bei: Brilliant Classics, 2010.
Studioansicht
JOACHIMS TRAUM (Videostills)
Solo-Version des Videogemäldes
DIE BOTSCHAFT – JOACHIMS TRAUM
Ausstellung | Kammerversion | Museo degli Angeli | Sant’Angelo di Brolo | Sizilien | 2022
DIE BOTSCHAFT – JOACHIMS TRAUM | Installation | Vollversion
Rundum-Projektion | 4-Kanal Sound | Entwurf
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„Sen-Giotto – The Manifestation of Volumes“ ist ein Art-Environment, das Parallelen zwischen
Giotto’s Freskengemälden in der Scrovegni Kapelle (1304-06) und den vorherrschenden visuellen Kommunikationstechniken assoziiert. Die Installation stellt Giottos sequentielle Darstellungsmethode der biblischen Lebensgeschichte Joachims in der Kapelle Scrovegni, den uns täglich umgebenden Bilderwelten gegenüber.
Die Installation integriert 3 Elemente:
Der Heiligenschein (Das Leben des Joachim)
Fries aus 6 Tafeln, je: Pigmentprint mit Blattgold bearbeitet, 59,4 cm x 42 cm
Der Heiligenschein (Das Leben des Joachim) I Ausstellungsansicht
Fries aus 6 Tafeln, je: Nero assoluto mit Intarsien aus Räuchereiche, Blattgold, Stahlrahmen, 30cm x 30cm x 2cm
Aus den berühmten Fresken Giottos aus der Capella Scrovegni im italienischen Padua eliminiert der Künstler alle realistischen Bildelemente (Personen, Gebäude, Land schaften, sogar der Himmel fällt weg) und behält lediglich die über den Köpfen der dargestellten Personen schwebenden Heiligenscheine zu rück, und zwar in ihrer präzisen räumlichen Konfiguration.
… Die Aureole scheint, da ihr ihr Träger abhanden gekommen ist, sich in eine Ferne zurückgezogen zu haben, aus der sie nicht mehr zurückgeholt werden, nicht mehr erscheinen kann – oder eben nur so, dass sie im Sichtbaren eine völlig neue Funktion erlangt: als pure Konstellation im Raum, als reiner Verweisungszusammenhang, der auf nichts mehr verweist als eben, im Meta-Bild, auf Transzendenz. …
Textauszug: Anmerkungen zu den Arbeiten von Detlef Günther – Christian Kupke, im September 2017
Der Heiligenschein (Das Leben des Joachim)
Fries aus 6 Tafeln, je: Thassos Marmor mit Intarsien aus Räuchereiche, Blattgold, Holzrahmen, 30cm x 30cm x 2cm
Der Heiligenschein (Das Leben des Joachim)
Lithobox mit 6 Lithografien (Chine Collé), je: 22cm x 22cm
Der Heiligenschein (Präsentation)
Öl auf Hartfaser, 220 cm x 200 cm
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„Gott“ – wer auch immer der Schöpfer der bildgewordenen Welt ist – kann den Betrug nicht mitliefern, d.h. das Faktische rein oder unrein, wahr oder unwahr vorgeben. Nur der Mensch kann das, und er vermag noch mehr; er kann auch lügen und betrügen, gewaltsam vorgehen oder unsinniger Weise morden, gleichgültig, ob das Faktische von ihm profan oder sakral angenommen, manipuliert oder schlicht durch Betrug zustande kommt. Der Betrachter sieht sich, wie er zusieht, indem er visuelle Angebote aufgreift und damit das Sehen ausschaltet, während er zustimmend alles – sei es nun abhängig oder unabhängig, sei es profan oder sakral – glaubt. …
… Der Träumende wird aufgefordert zu glauben und zuzustimmen, was er im Wachzustand nur bedingt erkennt, wie der Betrachter vor dem Bild, der das Gleichnis vom Sehen mitverfolgt und es auf die Wirklichkeit des Bildes überträgt. …
SOMNIUM – Die Wirklichkeit des Bildes. EVA Berlin-Kulturforum Staatliche Museen Berlin, 2017
Vortragsbegleitende Ausstellung | Ein Projekt von Detlef Günther und Arthur Engelbert.
SOMNIUM-Skizzenbuch (pdf)
Somnium | Schwebende Umarmung
Zustimmung | Siebdruck, je: 70 cm x 50 cm
Das 21. Jahrhundert – Confessio (Der 700-jährige Traum)
Installation, mixed media (Entwurf 2017)
-> The Manifestation of Volumes | PDF-Ansicht
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